Zum EGLE 1336
 

seit 1336

Ein reich ausgestatteter Fachwerkbau mit Steinfassade

Das Wohnhaus, welches in den Quellen mit den Hausnamen “Zum Egle” und “Zum Roten Trögle” auftaucht, wurde nach dendochronologischer Untersuchung um das Jahr 1336 errichtet. Es handelte sich ursprünglich um einen dreigeschossigen Fachwerkbau, der sich von Anbeginn mit Steinfassade im Straßenraum manifestierte. Mit den ursprünglich ausgefachten Giebelwänden zu den Nachbarhäusern ergab sich eine konstruktive Einheit - ein Indiz, dass sich jüngere Nachbarhäuser an das ältere Haus Nr. 10 lehnen. Während sich die Ostwand in diesem ursprünglichen Bestand erhalten hat, fand an der Westwand ein Austausch von Gefachen und Fachwerkteilen zugunsten massiver Wandabschnitte statt. Mit dieser noch in das 15. Jahrhundert zu datierenden Versteinerung wurde wohl auf eine früh sich abzeichnende Schiefstellung reagiert. Inwieweit dies mit baulichen Maßnahmen am Nachbarhaus Nr. 12 einherging, ist bislang ungeklärt.

Im gut überlieferten Inneren zeigt sich eine längs unterteilte dreizonoge Raumstruktur, wobei die mistige und rückwärtige Zone mindestens im ersten Obergeschoß hallenartig zusammengefasst war, wie die nachträgliche Freistütze in der betreffenden Tragachse verdeutlicht. Zur Vorderseite zeigt sich hingegen eine klare räumliche Abtrennung: Die mit Bohlenwänden und einer Bretter-Balken-Decke abgewimmelte Stube im ersten Obergeschoss geht im Wesentlichen auf die Bauzeit zurück, während der Raum im Geschoss darüber mit seinen malerisch gefassten Putzflächen wohl auf die noch spätmittelalterliche Umbauphase verweist und als zweite Stube angesprochen werden kann.

Um 1751 erfuhr der Bau eine Aufstockung um ein Geschoss. Dabei wurden die drei Längsbünde des dafür niedergelegten Rofendaches belassen und teils zu Innenwänden erweitert, so dass das dritte Obergeschoss eine vierzotige Struktur erhielt. Darüber wurde unter Wiederverwendung einiger Rofen ein neues Satteldach aufgeschlagen. Wohl wiederholt wurde im 18./19. Jahrhundert durch Begradigung bzw. Austausch von Deckenbalken der Schiefstellung begegnet. So erfuhr auch die Bretter-Balken-Decke der unteren Stube eine Neuausrichtung, wobei sich die Füllbretter als aufgelegte Teilung in rein konstruktiver, nicht mehr auf Sichtbarkeit angelegter Zweitverwendung fanden.

Ein weiterer prägender Umbau fand um 1911 statt, der neben Sanitäten Modernisierungen die Konzeption einer vom Heimatstil beeinflussten Fassade beinhaltete. In welchem Umfang diese ausgeführt wurde, ist bislang offen.

Das Innere des Hauses zeichnet sich durch zahlreiche historisch gefasste Oberflächen von der Erstbauphase bis in das 19. Jahrhundert aus. So tragen die Wandbohlen der unteren Stube Reste einer wohl noch in die Bauzeit verweisenden dekorativen Schwarzfassung. Darüber finden sich wiederum Reste einer steinimitierenden Diamantierung wohl aus der Frühneuzeit. Die Wände der oberen Stube - teils massiv, teils aus Fachwerk bestehend- zeigen Reste mehrerer aufeinander liegender Malschichten aus Spätmittelalter und Frühneuzeit, die von dekorativen Streublumenmustern über Schriftbänder bis zu Heiligenfiguren reichen. Nicht zuletzt aufgrund der fragmentarischen Überlieferung konnte weder die exakte Abfolge noch die Ikonographie (Bildinhalt) abschließend geklärt werden. Vorrangig in den rückwärtigen Zonen haben sich gliedernde, das Fachwerk betonende oder auch idealisierend ergänzende Graufassungen erhalten. Besonders originell ist ein aufgemaltes doppeltes Kopfband mit Überlastung. Aus deutlich jüngerer Zeit, konkret aus dem 19. Jahrhundert stammen verschiedentlich anzutreffende Papiertapetenreste, darunter Tapetenbahnen mit Scheinquaderung an der Treppenhauswand.

Hofseitig schließt ein kleines Nebengebäude des 18. Jahrhunderts an.